Blog des Heinrich-Braun-Klinikums
Rückblick Patientenveranstaltung zum Thema Demenz
12.08.2024Was Demenz ist, welche Warnsignale darauf hinweisen, welche Therapiemöglichkeiten es gibt und wie Angehörige am besten mit Demenzpatienten umgehen sollten, darauf erhielten Besucher am Mittwoch, dem 07. August 2024 von 17.00 bis 18.30 Uhr, zum Patientenvortrag Antworten.
Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Dr. med. Dr. rer. nat. Horst J. Koch MFPM DCPSA MHBA hatte im Veranstaltungsraum des Heinrich-Braun-Klinikums am Standort Zwickau | Karl-Keil-Straße zu einem Expertenvortrag eingeladen. Die Veranstaltung war sehr gut besucht und bot den Gästen anschließend die Möglichkeit, viele Fragen zu stellen. Auch die Pflege- und Demenzberatung Zwickau der Diakonie Westsachsen Stiftung stand vor Ort für Beratungsgespräche zur Verfügung.
Im Folgenden haben wir, für alle die den Vortrag leider nicht besuchen konnten, die wichtigsten Informationen zusammengefasst:
Fakten zur Demenz:
Demenz zählt zu einen der häufigsten Erkrankungen im höheren Lebensalter, aber auch junge Menschen können davon betroffen sein. In Deutschland gibt es ca. 1,8 Millionen Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Durch den demografischen Wandel steigt die Zahl der Demenzerkrankten weiter an. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Von den 60-Jährigen ist nur jeder Hundertste betroffen, von den 80-Jährigen jeder Achte und von den über 90-Jährigen sogar jeder Zweite.
Was ist Demenz?
Demenz bezeichnet die Beeinträchtigung der Fähigkeiten des Gedächtnisses – vor allem des Denkens, der Orientierung, der Lernfähigkeit, der Sprache und des Urteilsvermögens. Sie entsteht, wenn ausgedehnte Abschnitte der Hirnrinde, die für kognitive Funktionen, Verhalten oder Persönlichkeiten zuständig sind, durch Krankheiten geschädigt werden. Sie entsteht auch, wenn wichtige Verbindungsbahnen zwischen solchen Abschnitten unterbrochen sind. Die häufigste Form ist die Alzheimer-Erkrankung, die durch einen langsam fortschreitenden Verlust von Nervenzellen gekennzeichnet ist.
Welche Ursachen und Risiken sind bekannt?
Grundlegend sind bei den Erkrankungen des Gehirns mehrere Faktoren beteiligt. 80 % der Demenzen werden durch Krankheiten des Gehirns hervorgerufen, die häufigsten Ursachen sind die Alzheimer-Krankheit, die Lewy-Körperchen-Krankheit und Erkrankungen des Stirnhirns.
Außerdem tragen Faktoren wie Alter, Genetik, Umwelteinflüsse, Lebensstil (Rauchen, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, übermäßiger Alkoholkonsum) und Gesundheitsfaktoren wie z. B. Bluthochdruck, Diabetes, hohe Cholesterinwerte und Herzrhythmusstörungen dazu bei. Umso wichtiger ist es, diesen Risiken vorzubeugen bzw. sie rechtzeitig behandeln zu lassen.
Was sind Anzeichen bzw. Folgen von Demenz?
Diese sind sehr vielfältig und individuell. Betroffene haben häufig Probleme Mitteilungen zu verstehen, sich räumlich und zeitlich zu orientieren und sich neue Informationen einzuprägen. Neben Orientierungs- und Gedächtnisstörungen gelten auch das Wiederholen gleicher Fragen, das Erzählen immer gleicher Geschichten, das Fehlen von Wörtern im Gespräch, das Verlegen von Gegenständen und Schwierigkeiten bei der Verrichtung alltäglichen Aufgaben als Anzeichen. Auch der Rückzug von der Arbeit oder sozialen Aktivitäten, Stimmungsveränderungen, schlechtes Urteilsvermögen (z. B. beim Umgang mit Geld) gelten als Warnsignale.
Wie kann Demenz behandelt werden?
Demenz ist nicht heilbar. Es gibt aber eine Reihe an Möglichkeiten den Krankheitsverlauf zu verzögern und die geistige Leistungsfähigkeit zu stabilisieren. Medikamente wie z. B. Cholinesterase-Hemmer (Donepezil, Galantamin und Rivastigmin) und NMDA-Rezeptor-Antagonisten (wie Memantin) können die kognitiven Leistungen und Alltagsfähigkeiten für mehrere Monate aufrechterhalten, haben aber keinen Einfluss auf den fortschreitenden Untergang der Nervenzellen.
An nicht-medikamentösen Therapiemöglichkeiten gibt es eine ganze Menge: Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können zu einer Besserung beitragen, genauso wie Gedächtnistraining, Hirnleistungstraining, Erinnerungstherapie aber auch Musik-, Kunst- sowie Aromatherapie sind Maßnahmen, um die Alltagsfähigkeit zu erhalten und positive Wirkung zu erzeugen. Darüber hinaus ist es wichtig, sozial und geistig aktiv zu bleiben und auf eine gesunde Lebensweise zu achten.
Welche Tipps gibt es für Angehörige im Umgang mit Demenzkranken?
Prinzipiell ist es wichtig, dass Angehörige fürsorglich sind und Geduld im Umgang mit dem Erkrankten üben. Verständnis aufbringen und klare Anweisungen in kurzen, einfach formulierten Sätzen sind hilfreich. Außerdem sollten Diskussionen vermieden werden und Beständigkeit und Ruhe im Tagesablauf eingebracht werden. Training und Therapien für Orientierungs- sowie Erinnerungshilfen sollten angeboten werden. Lob und positive Zuwendung, Berührungen und Lächeln sind dabei besser als Kritik. Grundlegend ist es wichtig, dass die Patienten dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen, auch wenn dies meist sehr schwierig für die Angehörigen erscheint. Beispielsweise fragen Demenzkranke häufig nach verstorbenen Personen – hier sei die bessere Lösung statt zu lügen oder die Tatsache zu wiederholen, dass die Person tot ist, mit Erinnerungen an die Person abzulenken. Man kann z. B. Fotos zeigen und sagen „Ja, die Person war wirklich ein wunderbarer Mensch“. Dabei zuzusehen, wie ein geliebter Mensch abbaut und sich um ihn zu kümmern kostet jedoch auch Verwandte sehr viel Energie. Deshalb ist es notwendig, auch sich selbst Pausen von der Betreuung zu gönnen.
Sie haben weitere Fragen? Ausführliche Informationen finden Sie auch auf der Website der Alzheimer Gesellschaft e.V.: https://www.deutsche-alzheimer.de
Im Downloadbereich gibt es zahlreiche Informationsbroschüren zum Thema Demenz:
https://www.deutsche-alzheimer.de/publikationen
Ansprechpartner
Sekretariat Psychiatrie, Tel.: 0375 51-2702