Gebäudehistorie des HBK
Der Rohbau des neuen Krankenstiftes erfolgte von 1914 bis 1920 auf dem Gelände in Marienthal. Nach Fertigstellung der Baumaßnahmen konnte am 01.12.1921 der Betrieb aufgenommen werden. Neben dem hohen medizinischen Niveau war die Einrichtung aufgrund der Architektur im sogenannten Pavillonstil in ganz Deutschland bekannt und ein Mekka für Architekten.
Mit der Zustimmung der sächsischen Landesregierung in 1912 stand dem Krankenhausneubau auf dem 300.000 m² Baugrund in Zwickau-Marienthal nichts mehr im Weg. Die Lage fernab der verschmutzen Innenstadt, die dem Kranken Ruhe, saubere Luft und Weitsicht in die Natur bot, stellte mit Baubeginn logistische Probleme dar, denn ohne Anbindung an das damalige Verkehrsnetz mussten andere Transportwege von Arbeitern und Material gefunden werden. Doch unter Regie der damaligen Krankenhausleitung rund um Heinrich Braun, der als Spiritus rector der Planung und Gestaltung des Krankenhausneubaus galt, konnten zwischen 1914 bis 1916 neun Rohbauten errichtet werden.
Aufgrund des Fortschreitens des Krieges wurden am 04.11.1916 die weiteren Bauarbeiten bis 1919 ausgesetzt. Während der Baupause wurde im Jahr 1918 die Umbenennung des Königlichen Krankenstiftes in (Staatliches) Krankenstift Zwickau vollzogen. Zwei Jahre später folgte die Fertigstellung der Rohbauten, sodass am 01.12.1921 die Chirurgische Abteilung und das Röntgeninstitut in der Anstalt in Betrieb genommen werden konnten. Vier Monate später folgte eine Innere Abteilung. Zum damaligen Zeitpunkt standen 432 Betten am neuen Standort zur Verfügung.
Gründervater Heinrich Braun bezeichnete zu Recht das neue Krankenstift als sein Lebenswerk, denn die Zwickauer Einrichtung galt damals als eines der modernsten und schönsten Großkrankenhäuser Deutschlands. Neben dem
hohen medizinischen Niveau bot das Haus modernste Architektur in der Bauweise im Pavillonstil. Hierbei wurde die großzügige Fläche genutzt, um die Gebäude voneinander abzugrenzen. Ausgehend von einem Haupthaus (heutiges Haus 60) wurden die freistehenden Funktionshäuser mittels Laubengängen (L) untereinander verbunden.
1912 – Die Planung des neuen Krankenstiftes
Mit der Planung des Geländes, hier anhand des Gartenplans, werden die Weitläu-figkeit des Areals und die bauliche Umsetzung des Pavillonstils deutlich. Anhand des Haupthauses (1 – heutiges Haus 60) schlossen sich die weiteren Gebäude, die mittels Laubengängen verbunden waren, an.
2021 – Das heutige Zwickauer HBK
Heute ist eine räumliche Nähe der Fachbereiche zueinander unabdingbar, um logistische Prozesse zu straffen und die medizinische Versorgung zu bündeln. Dies spiegelt sich im strukturellen Wandel auf dem Gelände wider. So gruppieren sich perspektivisch alle Häuser zur medizinischen Versorgung an einer Zentral-achse von Haus 1 (derzeit noch Baufeld Haus 1) bis Haus 10.
Legende
(1) Frauenklinik | Augenklinik, Bildungszentrum, Medizinische Berufsfachschule, Geschäftsführung HBK-Poliklinik (B1) n. v. | Baufeld Neubau Haus 1 (2) n. v. | Neurologie, Psychiatrie (3) allgem. Bettenhaus | Innere Medizin I, Gefäßchirurgie (4) Bettenhaus (Privatpatienten) | OP-Säle, diverse Kliniken/Funktionsbereiche (5) Bettenhaus Chirurgie (Männer) | Innere Medizin II, Funktionsbereiche (6) n. v. | Anmeldung, Cafeteria, Zentrale Notaufnahme, diverse Kliniken/Funktionsbereiche (7) Bettenhaus Innere Abteilung (Männer) | IME III, Strahlentherapie (7a) n. v. | Palliativstation, HBK-Poliklinik Praxis (8) Bettenhaus Chirurgie (Frauen) | Kinderzentrum (9) Isoliergebäude | Geriatrie (10) Bettenhaus Innere Abteilung (Frauen) | APEK (Apotheke und Einkauf) (17) Baracke für geschlechtskranke Frauen | Innere Medizin V (21) Schwesternwohnheim | Technischer Dienst (23) Schwesternwohnheim | Arbeits-/Umweltschutz, Betriebsrat, Wohnheim (30) n. v. | Strahlentherapie (45) Speise-, Kultur- und Sporträume | Archiv, Vervielfältigung (50) Direktoren Villa | Geschäftsführung, Pflegedirektion, Justiziariat, Qualitätsmanagement, Unternehmenskommunikation (60) Verwaltungsgebäude | Personalabteilung, Schreibdienst, Controlling, Finanz-/Rechnungswesen, Informatik, Seelsorge, Kapelle, Medizinische Berufsfachschule (69) Heizhaus | Haustransport, Technischer Dienst (70) Küche | n. v (72) Wäscherei | Lager (76) Garage, Desinfektion | Parkfläche (90) Pathologisches Institut mit Auditorium | Hörsaal, Funktionsräume (93) Zwei Pförtnerhäuser | Bibliothek, Friseur (ÄH I/II) n. v. | Ärztehäuser HBK-Poliklinik (F) Wohnhaus Chefarzt Frauenklinik | Blutspende, Privathaus (G) Gärtnerei mit Wohnhaus | Parkfläche (H) Badehaus | Helikopterlandeplatz (K) n. v. | Kindertagesstätte (O) Operationssäle mit Röntgeninstitut | Kunstgarten (S) früher und heute Straßenbahnhaltestelle (V) Häuser für Ärzte | Privathäuser
Im direkten Vergleich des Geländes wird die Entwicklung im 20. Jahrhundert deutlich. Wo um 1928 nur die Gebäude des damaligen Krankenstifts standen, hat sich bis heute die Stadtgrenze ausgeweitet. Umringt von Wohnvierteln und mit der direkten Anbindung an die Schnellstraße in Richtung Steinpleis, Werdau und die Anschlussstelle der A72 hat sich ein modernes und leistungsstarkes Krankenhaus der Schwerpunktversorgung etabliert. Dabei trägt das heutige Heinrich-Braun-Klinikum nicht nur den Namen des Gründervaters, sondern bleit seinem Ansinnen der Naturverbundenheit treu, da das weitläufige Gelände noch heute im Grünen gelegen ist. Die grundlegende Architektur des Pavillonstils, die von Braun konzipiert wurde, ist aus der Luft nach wie vor gut zu erkennen. Bauliche Veränderungen, die für eine moderne Gesundheitsversorgung notwendig sind, erfolgen immer unter Beachtung des Denkmalschutzes. Unter Heinrich Braun wurden Hochbauten vermieden, sodass alle Gebäude freistehend, kompakt und maximal viergeschossig gebaut wurden. Mit Ausscheiden Heinrich Brauns als Ärztlicher Direktor des Krankenstiftes in 1928 änderte sich der Baustil im Gelände. Mit Etablierung der Frauenklinik am Standort wurde der erste großflächige Hochbau mit fünf Geschossen (1) geschaffen und 1930 mit rund 200 Betten eröffnet. Eine Bauweise, die sich auch heute im Gelände findet. So sind die Neubauten der Häuser 2, 3, 4 und 6 als Hoch- und Komplexbauten angelegt, da eine zentrale Veranlagung und räumliche Nähe der Fachbereiche zueinander erforderlich ist.
Die besondere Architektur des Standortes verband Funktionalität und
Ästhetik. Zudem machte Heinrich Braun die Natur zum Mitbehandler, um den Heilungsprozess zu befördern.
Heinrich Braun verwirklichte im Gelände sein Ansinnen, ein Krankenhaus zu schaffen, dass Funktionalität und Ästhetik mit der Natur in Einklang bringt. Mit der direkten Lage am Waldrand fernab der verschmutzten Stadt sollten sich die Heilungschancen der Patienten deutlich verbessern. Dabei sollte die Natur nicht nur um die Gebäude herum sein, sondern auch in diese eindringen. So wurden die Patientensäle mit Dosquetschen Fenstern versehen, die vom Boden bis zur Decke ragen. Über die gesamte Länge des Saales zogen sich die Fenster, um dem Patienten Licht und Weitsicht in die Natur zu bieten. Trotz ihrer Größe ließen sie sich öffnen, um den Raum mit frischer Luft zu versorgen und den Eindruck zu erwecken, sich direkt im Freien zu befinden.
Das damalige Krankenstift wurde aufgrund der Entfernung zur Stadt mit eigenen Nutzflächen (N), Gärtnerei (G) und Funktionsgebäuden wie Heiz-haus (69), Wäscherei (72) und Wohnhäusern (23, 50, V) versehen.
Der Umstand, dass fernab der damals vorhandenen Infrastruktur gebaut wurde, stellte besondere Bedürfnisse an den Neubau, um eine weitestgehende Autonomie des Standortes von der Stadt zu schaffen. Neben hauseigenen Gewerken wie Gärtnerei (G), Heizwerk (69) sowie Wäscherei (72) wurden Häuser mit Wohn- und Schlafräumlichkeiten für die Schwestern (23) sowie Ärzte (V) realisiert. Dem Direktor des Krankenstiftes wurde eine eigene Villa (50) gestellt. Zudem verfügte der Krankenstift über Agrar- und Nutzflächen (N), die zweitweise 50 % der benötigten Jahresmenge an frischem Gemüse für die Patientenversorgung lieferten. Die Verlegung vom Zentrum an den Stadtrand erschwerte die Erreichbarkeit der Einrichtung, da sich nicht jeder Kranke eine Pferdekutsche oder Auto leisten konnte. Deshalb wurde das Gelände an das Straßenbahnnetz angeschlossen. Seit der Jungfernfahrt am 06.11.1924,
damals noch als Linie 45, besteht eine schnelle und kostengünstige Anbindung über den öffentlichen Nahverkehr mit dem Stadtzentrum.
Dank umfänglicher Investitionen fand ein struktureller Wandel statt. Gebäude wurden saniert und zentralisiert, um die Medizin zu bündeln.
Mit der deutschen Wiedervereinigung und der Neuorientierung auf dem medizinischen Sektor begannen umfangreiche Struktur- und Bauveränderungen. Zur damaligen Zeit waren viele Gebäude sanierungsbedürftig. Durch das Pavillon-system standen die Gebäude weit voneinander entfernt und teilweise außerhalb des Klinikgeländes. Eine wirtschaftliche und patientenfreundliche Betriebsführung war unter diesen Umständen nicht möglich. Bei der Umstrukturierung galt es deshalb, Bereiche zu zentralisieren und andere, die nicht unmittelbar zum Leistungsspektrum des Krankenhauses gehören, in Tochterunternehmen auszugliedern.
In Konsequenz entstanden in den 90er Jahren medizinische Fachzentren und es erfolgte die Bündelung der Versorgungseinrichtungen in Marienthal. Die Neonatologie zog 1991 und die Orthopädie 1992 aus dem Stadtinneren auf das Gelände des HBK. Im Jahr 1993 wechselten die Neurologie und Psychiatrie vom Schlobigplatz in den Neubau Haus 2. Als letzte Außenstelle wurde 1999 die Augenheilkunde in das HBK-Areal eingegliedert.
Fortschreiten der Sanierung und Zentralisierung mit Eröffnung des Haus 4 und der Schaffung einer Interimslösung für die Klinik für Innere Medizin II (X).
Als bis dato größtes Bauprojekt nach der politischen Wende konnte nach zweijähriger Bauphase das Operative Zentrum im Haus 4 eröffnet werden. Durch den Neubau konnten dort 2003 die Rettungsstelle, die Intensivmedizin, die Kliniken für Chirurgie, Orthopädie, Unfallchirurgie und Urologie mit den stationären und operativen Bereichen sowie das Institut für Laboratoriumsdiagnostik (heutige HBK-Diagnostik GmbH), das Institut für Radiologie, der Zentral-OP und die Zentrale Sterilisationsanlage unter einem Dach vereint werden. Durch die stetige Weiterentwicklung kamen in den Folgejahren weitere Bereiche hinzu.
Im Zuge der Zentralisierung wurden auf dem Gelände unterschiedliche Interimslösungen geschaffen, so auch der Modulbau (X) für die Klinik für Innere Medizin II (Nephrologie), bis diese 2012 in das sanierte und erweiterte Haus 5 umziehen konnte. Auch nicht-klinische Bereiche, wie das heutige Haus 10 sowie Haus 60, wurden teilsaniert.
Über einen Zentralverbinder werden zukünftig die medizinischen Einrichtungen von dem Neubau Haus 1 (B1) bis Haus 10 über eine Achse miteinander verbunden sein.
Seit der Wiedervereinigung ist die Zentralisierung im Gelände kontinurierlich vorangeschritten und so im westlichen Teil eine neue Gebäudeachse entstanden. Über einen Zentralverbinder sind die medizinischen Fachbereiche miteinander verbunden. In Anlehnung eines Straßenzuges wurde die Gebäudenummerierung teilweise angepasst, sodass mit Fertigstellung des neuen Haus 1 (B1) sich die geraden und ungerade Gebäude 1–10 jeweils auf einer Seite wiederfinden.
Der Neubau Haus 1 (B1) ist das aktuelle Großprojekt und wird mit Fertigstellung in 2023 vorerst die bauliche Zentralisierung abschließen.
Im Sommer 2019 begannen die Erdarbeiten am Baufeld (B1). Ein Jahr später bei der Grundsteinlegung am 24.09.2020 war der Grundriss des Neubaus bereits erkennbar. Mit geplanter Fertigstellung in 2023 wird der Bau alle Bereiche der Kliniken für Innere Medizin V (derzeit historisches Haus 1 und Modulbau Haus 17) und Innere Medizin/Geriatrie (aktuell historisches Haus 1, Haus 7 und Haus 9) zentralisieren. Der Neubau sowie das angrenzende Haus 2 werden mittels Zentralverbinder an die weiteren Komplexe angebunden. Damit ist die langfristige Zielplanung für den Standort Zwickau umgesetzt.
History Fact: Seit 1991 ist die Luftrettung am HBK stationiert
2021 ist auch das Jubiläumsjahr für die Luftrettungsstation des Christoph 46, die ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Seit 1991 ist die Kooperation zwischen Luftrettung und dem HBK gewachsen. Dabei stellt das HBK nicht nur die ärztliche Besetzung des Rettungshubschraubers, sondern ist mit Überregionalem Traumazentrum, Chest Pain Unit, Stroke Unit und weiteren Fachbereichen die ideale Anflugstelle für Notfälle in der Region. 2019 erfolgte nach 28 Jahren der Wechsel der Träger von der DRF Luftrettung zur ADAC Luftrettung. Damit änderte sich die Farbe des Helikopters von rot zu gelb – der Name Christoph 46 hat jedoch Bestand.