Neuromodulation | Neurochirurgie II
Die Neuromodulation ist eine Technologie, die direkt auf die Nerven wirkt. Es ist die Veränderung – oder Modulation – der Nervenaktivität durch Abgabe elektrischer Impulse oder pharmazeutischer Wirkstoffe direkt an einen Zielbereich.
Anwendungsgebiete
Die Neuromodulation wird zur Behandlung und Verbesserung der Lebensqualität von Personen angewendet, die an schweren chronischen Erkrankungen aufgrund anhaltender Schmerzen, Spastik, Bewegungsstörungen, Epilepsie, Ischämie, Herz-, Darm- und Blasenfunktionsstörungen, Wirbelsäulenverletzungen, visuellen, auditorischen und spezifischen psychiatrischen Störungen leiden.Diese Verfahren können die Krankheiten nicht heilen, wirken aber auf Symptome und Ausprägung.
Ein Vorteil der Neuromodulation ist, dass es sich um ein reversibles und anpassungsfähiges Therapiekonzept handelt, welches jederzeit an die Bedürfnisse der PatientInnen angepasst werden kann.
Eine Vielzahl dieser Behandlungsformen kommt auch an unserer Klinik zum Einsatz.
Behandlungsformen
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Behandlung von Bewegungsstörungen (bei Morbus Parkinson, Tremor, Dystonie) durch tiefe Hirnstimulation (THS). In Kooperation mit dem Fachbereich Neurologie.
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Rückenmarkstimulation (Spinal Cord Stimulation, SCS) und Medikamentenpumpen (bei chronischen Schmerzen und Spastik).
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Dorsal Root Ganglion Stimulation (DRG) und periphere Nervstimulation.
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In Kooperation mit dem Fachbereich Multimodale Schmerztherapie.
Wichtig: Die Operation zur Vorbereitung der tiefen Hirnstimulation (THS) wird an unserer Klinik ausschließlich in Allgemeinnarkose durchgeführt.
Die tiefe Hirnstimulation – eine Option bei Morbus Parkinson
Die Parkinson Krankheit gehört zu den am besten untersuchten neurologischen Erkrankungen. Entsprechend hoch ist auch die Vielfalt an therapeutischen Optionen, die diesen Patienten angeboten werden können. Die Parkinson-Therapie der ersten Wahl sind Medikamente. Obwohl diese keinen heilenden Effekt haben, lassen sich Parkinson-Symptome sehr gut behandeln. Steifigkeit, Bewegungsarmut und Zittern sprechen zunächst gut auf Medikamente an.
Wenn Medikamente nicht mehr reichen
Bei einem Teil der Patienten treten nach einigen Jahren sogenannte Fluktuationen auf. Das sind rasche Wechsel zwischen guten und schlechten Phasen. Patienten können ihre Phasen mit verminderter Beweglichkeit kaum vorhersagen, was verbindliches Planen des Tagesablaufs erheblich erschwert. Das beeinträchtigt die Lebensqualität. Es kommt zu Einbußen sowohl im beruflichen als auch im familiären und sozialen Leben.
THS-Operation in Vollnarkose
Patienten mit starken Fluktuationen oder hartnäckigem Zittern oder Patienten, die die Medikamente aufgrund von Nebenwirkungen nicht vertragen, kann mit einem Verfahren der Neuromodulation geholfen werden: der tiefen Hirnstimulation. Hierfür ist jedoch eine Operation nötig. Viele erschrecken beim Gedanken an eine Operation am Gehirn. Insbesondere weil häufig davon ausgegangen wird, dass der Eingriff stets in einer Wachoperation, also bei vollem Bewusstsein, vorgenommen wird. Das ist falsch! An vielen internationalen Zentren, so auch bei uns, erfolgt die THS-Operation in einer Allgemeinnarkose, die speziell auf die Parkinson-Krankheit abgestimmt ist.
Über ein kleines Bohrloch im Schädelknochen werden die Elektroden eingeführt. In der gleichen Sitzung wird das Herzstück des Systems, der Impulsgeber, typischerweise unter dem Schlüsselbein implantiert. Zurück bleiben drei kleine Narben, zwei für die Elektroden, eine für den Impulsgeber.
Für diese OP ist meist nur ein kurzer stationärer Aufenthalt, weniger als eine Woche, notwendig. Die Abstimmung der Stimulationswerte und die Anpassung der Medikamente erfolgt in enger Kooperation mit der Neurologie.
Moderne Systeme zur tiefen Hirnstimulation verfügen über unterschiedliche Programme, auf welche der Patient selber und je nach Bedarf zugreifen kann. Kommuniziert wird über ein Handgerät, welches ähnlich aussieht wie ein Smartphone. Damit kann der Patient selbständig und jederzeit die Stimulation bedarfsgerecht anpassen.
Die tiefe Hirnstimulation heilt die Krankheit nicht, bringt aber in der Regel einen gewaltigen Schub an Lebensqualität. Auch die Dosis der Medikamente kann dadurch reduziert werden. Ob sich die Betroffenen für diese Behandlung entscheiden, hängt von Schwere der Erkrankung sowie von Faktoren wie Alter und soziales, berufliches und familiäres Umfeld ab. Einige werden es früh tun, einige später, manche nie. Dennoch sollten alle Betroffenen über diese wichtige Option informiert sein.
Prof. Dr. Francois Alesch
Leiter Department Neuromodulation
Sekretariat
Ansprechpartnerin: Sindy Schmutzler
Telefon: 0375 51-3201
MUDr. Kamila Schicht
Oberärztin Neurologie
Sekretariat
Ansprechpartnerin: Case-Managerin Mandy Jarschel
Telefon: 0375 590-1318