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Blog des Heinrich-Braun-Klinikums

Letzte Hoffnung Deutschland

10.09.2019

Fiona Pertzel war über sechs Jahre Schmerzpatientin und in ihrem täglichen Alltag stark eingeschränkt. Wie eine Behandlung in der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie des Zwickauer Heinrich-Braun-Klinikums ihr die Lebensfreude wieder geschenkt hat, haben wir im Gespräch mit der Australierin herausgefunden.

Fiona Pertzel (links) und Oberärztin Dr. med. Denise Türschmann bei der Auswertung der Behandlungsergebnisse.
Fiona Pertzel (links) und Oberärztin Dr. med. Denise Türschmann bei der Auswertung der Behandlungsergebnisse.

Fiona Pertzel aus Rutherglen im Bundesstaat Victoria (Australien) ging ihrer normalen Tätigkeit als Hotelangestellte nach, als sie am 6. April 2013 ein volles Bierfass an seinen Platz bewegte. Sie hatte sich nicht vorstellen können, dass etwas so normales ihr Leben komplett verändern würde. „Ich rollte das Fass an den Ort, wo es gezapft wird, als ich plötzlich einen stechenden Schmerz verspürte. Ich fasste mir unmittelbar an den Rücken und wusste sofort, dass etwas Schlimmes passiert war. Ich konnte seitdem nie wieder arbeiten“, so die heute 41-jährige. Sie erlitt zwei Bandscheibenvorfälle und hatte als Ergebnis dieses Verhebetraumas Probleme, überhaupt noch das Haus zu verlassen. Im Verlauf der Erkrankung verlor die alleinerziehende Mutter von drei Kindern ihre körperliche Mobilität und war nicht mehr in der Lage zu arbeiten und ihre Familie zu versorgen. „Früher hatte ich vier Jobs, um meine Kinder zu ernähren, aber nachdem ich nicht mehr arbeiten konnte, verloren wir unser Zuhause. Meine Jungs kamen bei befreundeten Familien unter und ich zog letztlich wieder zurück zu meinen Eltern. Es war einfach nur schrecklich, dass mir all diese Dinge genommen wurden.“

Insgesamt wurde Fiona Pertzel in Australien dreimal operiert, bekam einen Neurostimulator eingesetzt und stärkste Schmerzmittel verschrieben. All diese Maßnahmen waren wirkungslos. „Der Schmerz schränkte jeden Teil meines Lebens ein, bis dahin, dass ich kaum noch das Haus verlassen konnte. An einigen Tagen konnte ich nicht einmal laufen – es fühlt sich an, als wäre meine Hüfte in einem Schraubstock gespannt.“ Nachdem die Ärzte keine weiteren Lösungen anbieten konnten, begann Fiona Pertzel die Hoffnung zu verlieren, jemals wieder der aktive Mensch zu sein, der sie vorher war. Aber die Hoffnung kam zurück in Form einer deutschen Austauschschülerin, die bei ihren Eltern lebte. „Clara war für zehn Monate bei uns. Sie erzählte ihrem Vater der Oberarzt in der Neurochirurgie ist von meiner Situation. Als ihr Vater, Dr. med. José Echazú, zu Besuch bei uns war, schaute er sich meine letzten MRT-Bilder an und meinte, dass er das in Ordnung bringen kann. Ich konnte es kaum glauben und war zu Tränen gerührt über diese neue Hoffnung.“ Obwohl ihr die Operation durch das Klinikum als pro bono Fall nach Zustimmung der Krankenhausleitung kostenfrei gestellt wurde, verblieb das Problem, dass sie nie länger als 20 Minuten sitzen konnte. Daher war ein Langstreckenflug in einem normalen Sitz undenkbar. Um ein Ticket mit einem Liegesitz zu finanzieren, hatte Fiona Pertzel in ihrer Heimat über Facebook zu Spenden aufgerufen. „Das war mir sehr unangenehm. Ich habe noch nie in meinem Leben das Geld von anderen gebraucht, somit musste ich meinen Stolz bei Seite legen.“

Mit dieser Hoffnung im Gepäck und in Begleitung ihrer Mutter reiste Fiona Pertzel am 05. August 2019 nach Deutschland. „Zunächst wurden noch einmal alle alten Befunde und Bilder gesichtet, die Patientin eingehend untersucht und befragt, ein neues MRT und CT der Lendenwirbelsäule angefertigt und die notwendigen Narkosevorbereitungen getroffen. Zudem wurden Informationen zum Neurostimulator eingeholt, da es sich bei dem Gerät um ein spezielles australisches Produkt handelte“, erklärt Dr. med. Kristian Ebmeier, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, der den Behandlungsverlauf mitbegleitete. „Die medizinische Konstellation war eher einfach und ein Patient aus Deutschland wäre wohl niemals in eine vergleichbare Situation geraten. Bei Fiona Pertzel lagen in den beiden untersten Segmenten der Lendenwirbelsäule schwerste Abnutzungen vor, die mit einer starken Einengung des Rückenmarkskanals und einer unnatürlichen, schmerzhaften Gleitbewegung zwischen den Wirbeln verbunden war“, ergänzte der Neurochirurg.

Am 15. August 2019 wurde die Operation von dem leitenden Oberarzt Dr. med. José Echazú, durchgeführt. „Heute können wir festhalten, dass die Operation überaus erfolgreich war. Es wurde der Neurostimulator entfernt, der Rückenmarkskanal erweitert, die durchgehenden Nerven wieder befreit und die sich abnorm bewegenden Wirbel befestigt“, erläutert Dr. med. Echazú im Gespräch. Bereits 15 Tage nach dem Eingriff konnte Fiona Pertzel aus der Klinik entlassen werden und die starken Schmerzmittel waren im Verlauf nach dem Eingriff schon deutlich reduziert worden. „Ich bin zum ersten Mal nach sechs Jahren ohne Schmerzen im Rücken und den Beinen – es ist ein wahres Wunder. Nun habe ich die Möglichkeit mein Leben neu zu beginnen“, so fasst die Patientin den Behandlungserfolg selbst zusammen. Fiona Pertzel verweilte noch einige Tage in Deutschland bei der Familie von Dr. med. José Echazú bevor sie die Rückreise nach Australien antrat. Im Gepäck hat sie zusammen mit ihrer Mutter, die ehemalige Gast-Tochter Clara, die von ihrer Klasse in Rutherglen zur Abiturfeier Anfang Oktober eingeladen wurde.


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